mit Bernadette und Sepp Irgmaier
23.12.’24
mit Bernadette und Sepp Irgmaier
23.12.’24
Mit einer bestens besuchten Vernissage unter freiem Himmel begann die Ausstellung „Heimatfarben – Farbenheimat“ von Sylwia Komperda in der Tittmoninger Galerie im Zollhäusl. Zumeist spürbar von Landschaft und Gärten inspiriert, tendiert ihre Malerei zum freien Spiel mit der reinen Farbe.
Mit leuchtend bunten Bildern zwischen Impression, Abstraktion und reiner Farbigkeit kehrt Sylwia Komperda zurück ins heimatliche Tittmoning. Mit den Eltern in den Achtziger Jahren aus dem polnischen Wadowice gekommen, hat sie in Wiesmühl und Törring gewohnt, ist in Traunstein zur Schule gegangen und war in Kay als Zahntechnikerin beschäftigt. Seit gut zehn Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Farbmalerei. Sie hat an der Akademie in Bad Reichenhall bei Jerry Zeniuk studiert und in Kolbermoor den Meister in Farbmalerei erworben.
Mittlerweile lebt sie in Freilassing und ist Mutter zweier Kinder. Für ihren Brotberuf bedeutet das eine Auszeit im Mutterschutz. In der Kunst aber macht sie keine Pause – es verschieben sich höchstens die Arbeitszeiten. „Ich arbeite gerne nachts“, sagt sie. So leicht und luftig die meisten ihrer Bilder wirken, manchmal sei es ein richtiger Kampf, bis in der Komposition alles stimme. „Dann muss ich ein Bild auch mal stehenlassen, bis es weitergeht. Ich habe eigentlich immer mehrere Werke gleichzeitig in Bearbeitung.“ An manchen arbeitet sie mehrere Wochen, ja Monate lang. Ganz wenige entstehen auch an einem Stück, innerhalb eines Tages.
Auf dem engen Raum von Luise Wittmanns kleiner Galerie an der Salzachbrücke präsentiert Sylwia Komperda durch geschickte Hängung einen reichen Reigen zumeist strahlender kleinerer und großformatiger Farbkompositionen, in denen sie sämtliche Möglichkeiten und Erscheinungsformen der Ölmalerei auslotet. Leuchtender Glanz und matte Farbe, wild bewegter Strich und ruhig gesetzte Fläche, durchscheinender Grund und pastos-plastisches Relief, horizontale Schwere und bewegte Vertikale – jedes Bild hat seine eigenen Gesetze, seinen eigenen Rhythmus und vor allem seine ganz eigenen Farbklänge. Blumenbeete und Landschaften sind zu erahnen hinter den Farbflächen und -strichen, ganz selten auch ein Tier oder eine menschliche Figur. Worauf es ankommt aber, was zum Betrachtenden spricht, sind die meisterhaft in Farben übersetzten Gefühle und Schwingungen, die Natureindrücke auslösen.
Wie Josef Wittmann in seiner kurzen Einführung darlegte, ist es das Wesen der Kunst, nicht abzubilden, was „eh schon da“ ist, sondern vielmehr, „uns etwas zu zeigen, was wir im Alltag gewöhnt sind zu übersehen.“ Den Heimatbegriff aus dem Titel fasste er weit: Nicht nur als Landschaft, in der man sich wohlfühlt, sondern auch als ein Zusammenwirken von Eindrücken, die den Menschen formen und denen er vertraut.“ Farbmalerei könne das Wesentliche, was uns bewege, in Formen und Farben bringen.
Universell wie die Klänge der Farben sprechen auch die Klänge der Musik zu den Menschen. Ausgehend vom Thema „Heimat“ hatte der junge peruanische Gitarrist Ivan Ramirez, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, zur Vernissage Kompositionen aus Kuba von Leo Brouwer und aus Mexiko von Manuel Ponce mitgebracht, aber auch Carcassi und Bach – vielfältig wie das, was Menschen unter Heimat verstehen.
Die zahlreich erschienen Vernissagengäste lauschten gerne den sanften Klängen seiner Gitarre, wobei die vorbeifahrenden Pkws den Kunstgenuss leider schmälerten. Aber drinnen in der Galerie hätten sie gar nicht alle Platz gehabt. Das Wetter hielt, und so konnte man sich nach Ende der Eröffnung verteilen, drinnen die Werke betrachten, draußen ein Gläschen trinken und plaudern. Wieder eine gelungene Vernissage im Zollhäusl!
Die Ausstellung ist bis 28. Juli immer am Freitag, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet – also auch beim Stadtfest am 27. Juli.
Das „Zollhäusl“ an der Salzachbrücke – bis 2002 Grenzgebäude der Bundeszollverwaltung – sieht unscheinbar aus, hat sich aber zu einer Kunstgalerie gemausert, die von immer mehr Kunstinteressierten beachtet wird. Das liegt an der Galeristin Luise Wittmann, die mit scharfem Blick und gutem Kunstverstand außergewöhnliche Werke erkennt und die Künstler*innen einlädt, egal, wie berühmt sie schon geworden sind. Auch die Vernissagen dort haben Stil: Selten drängen sich so viele Besucher so dicht zusammen, um Bilder zu sehen, der Einführung und der Musik zu lauschen, mit einander zu reden und die Künstler und Künstlerinnen kennenzulernen.
Am 13. Juli beginnt die Ausstellung „Heimatfarben – Farbenheimat“ von Sylwia Komperda. 1980 in Polen geboren, seit der Kindheit in Südostbayern daheim, hat sie zunächst einen Handwerksberuf gelernt und ausgeübt, dann aber an der Akademie für Farbmalerei in Bad Reichenhall bei Prof. Jerry Zeniuk studiert. Eine lange Liste von Ausstellungen bezeugt ihren Schaffens-Eifer und die zunehmende Akzeptanz; ein Ankauf der Bayerischen Staatsgemäldesammlung die hohe Qualität ihrer Arbeiten.
Sylwia Komperda hat im Studium gelernt, allein mit Farbe auszudrücken, was es an Wesentlichem zu sehen gibt. „Die Spannung spiegelt die Kultur, die Zeit vermittelt das ganze Bild.“ Den Lehrsatz von Jerry Zeniuk hat sie beherzigt. Tatsächlich teilt sich in ihren Bildern allein durch die Farben und die in der Komposition erzeugte Spannung ein sensibles Verständnis der Dinge, der Emotionen, der Zusammenhänge mit, ein harmonisches Ganzes, in dem sich auch ein Betrachter zurechtfinden kann, der zu informeller Malerei schwer Zugang findet. Es sind die Farben der Heimat, das ist auf den ersten Blick zu sehen, aber es ist keine plakativ-gegenständliche Landschaft, die für Heimat steht, sondern ein Spannungszustand, der sich mitteilt und den Betrachter einbezieht. Eben eine Heimat in den Farben.
Die Vernissage findet am Samstag, 13. Juli um 19:00 statt. Die Ausstellung ist dann jeweils Freitag, Samstag, Sonntag von 15:00 bis 18:00 Uhr zu sehen. Sie endet am Sonntag, 28. Juli. Der Eintritt ist frei.
Seit acht Jahren gibt es im ehemaligen Tittmoninger Grenz-Zollhäusl an der Salzachbrücke eine Kunstgalerie. In lockerer Folge hat Luise Wittmann, die Inhaberin, dort bisher zu 23 Veranstaltungen eingeladen, meist Ausstellungen zeitgenössischer Malerinnen und Maler, aber auch Buchpräsentationen und Konzerte. Sie vertritt dabei weder einen bestimmten Zeitgeist noch versucht sie, einem breiten Publikum zu gefallen. Wen sie präsentiert, bestimmt sie nach eigenem Gutdünken. Dass es sich dabei immer um interessante Aspekte der Gegenwart handelt, hat sich aber herumgesprochen. Die Vernissagen sind stets gut besucht, nicht zuletzt wegen der hinlänglichen Bewirtung und der zwanglosen Gespräche unter unkonventionellen Zeitgenossen.
Als 24. Veranstaltung zeigt sie nun eine Auswahl eigener Fotografien. Über die Jahre haben sich einige tausend Bilder auf verschiedenen Speichermedien angesammelt, Momentaufnahmen von Objekten, Erinnerungen an Reisen, ungewohnte Perspektiven von bekannten Orten, Gegenstände, nicht mehr gebraucht und irgendwo abgelegt werden. Was sie aus der Masse von Bildern als sehenswert bestimmt hat, ist nicht etwa ein Familienalbum mit besonders gelungenen Aufnahmen, sondern eine bunte Reihe eigenwilliger Ansichten und Impressionen. „Klick“ ist dafür das Programm; gemeint ist der Klick in der Wahrnehmung, das plötzliche Verstehen von Dingen, die man eigentlich immer nur übersehen hat.
Die Vernissage der Ausstellung findet am Freitag, 15. März 2024 um 19:00 Uhr in der Galerie im Zollhäusl statt. Die Ausstellung ist dann am Samstag und Sonntag sowie am darauf folgenden Wochenende jeweils von 16:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.
Die Ausstellung „Intuitio“ mit Werken von Susanne Hofler-Resch wurde am Freitag mit einer Lyrik-Lesung ihres Gatten Günther Resch eröffnet, die Josef Irgmaier am Akkordeon begleitete. Josef Wittmann stimmte in seiner Würdigung das Publikum in der Tittmoninger Galerie im Zollhäusl auf einen Abend der leisen Töne und auf eine kontemplativ-künstlerische Suche nach dem Geist der Dinge ein.
Die Konstellation aus einer Bildenden Künstlerin und einem Dichter, die sich „im Dunstkreis des lange Aufeinander-Schauens“, wie es Susanne Hofler-Resch formulierte, auf jeweils eigene Weise an die Kunst annähern, ist dem Laudator, wie er augenzwinkernd anmerkte, nicht ganz unbekannt: Der Tittmoninger Lyriker lebt diesen Dialog der Kunstsparten seit vielen Jahren mit seiner Ehefrau, der Galeristin und Malerin Luise Wittmann, die sich als Gastgeberin über die zahlreichen Interessierten bei ihrer 22. Vernissage in der seit acht Jahren bestehenden kleinen Galerie freute. Susanne Hofler-Resch bedankte sich herzlich bei den Wittmanns für die liebevolle Aufnahme, Unterstützung und Betreuung in der Tittmoninger Galerie.
Der Titel der Ausstellung, „Intuitio“, so erklärte der Laudator, bezeichnet „das Erfassen des Geists einer Sache, die Annäherung seiner selbst an das Wesen des Gegenstands“. Die so betrachteten Gegenstände sind, wie der Untertitel der Ausstellung verrät, Wasser, Licht und Zeit. Sie werden in Hofler-Reschs mit verschiedenen Mischtechniken gefertigten Bildern nicht etwa abgebildet, sondern vielmehr innerlich erfasst, durch Nachspüren durchdrungen und die Erfahrung ihrer Essenz zu einer Gesamtkomposition aus Farbe, Struktur und Materialität umgesetzt: zu gischtartigen Blasenstrukturen aus weißer Ölfarbe in der „wasserlich“-Reihe, zu feinen senkrechten Lichtfäden. die vor verschiedensten Hintergründen leuchten, bei den „light-threads“.
In sorgfältig ausgesuchten, auserlesenen Materialien gefertigt – neben Leinwand, Öl- und Acrylfarben viel Japanpapier und aufgebügelte Wachsschichten, aber auch Lärchen- oder Birkennasche, Sand und mehr – und mit ebenso großer Sorgfalt wohlüberlegt gruppiert und gehängt, vermitteln die in dezenten Farben gehaltenen, ausgesprochen fein und genau gearbeiteten Bilder ein Gefühl von erlesener Schönheit und tiefer Innerlichkeit, muten gleichzeitig ausgesprochen organisch an, teils wie mikroskopische Schnitte, und machen Lust, mit den Fingerspitzen die sichtbaren, ganz konkreten Strukturen, Bruchlinien und reliefartigen Erhöhungen nachzuvollziehen. „Still“, das Adjektiv, das den Untertitel ergänzt, ist dabei der Schaffensprozess, den die Künstlerin selbst als „kontemplativ“ bezeichnet, aber wohl auch idealerweise die Haltung beim Betrachtenden: Es ist lohnend, sich auf diese Werke mit viel Zeit, Ruhe und offenen Sinnen einzulassen.
Bei der Vernissage gab es nach Josef Wittmanns Rede zunächst noch einen ganz anderen Kunstgenuss: Günther Reschs Lesung aus seinem kürzlich veröffentlichten Gedichtband „Barfuß gegangen / Brombeerpfade in mir“ zeigte, wie man dem Wesen der Dinge auch mit Worten nahekommen kann. Sprache, die sich selbst reflektiert, das Bedürfnis nach Stille und die Suche nach Worten sind ihm ebenso Thema wie nächtlich erscheinende Traumbilder, Natureindrücke und auch der „Schrecken der Kunst“, der nach einer langen Reihe von Substantivierungen von „das Aufgescheuchte“ über „das Gewohnte“ oder „das Unfertige“ bis zu „das Zufallende“ mit einem plötzlich auftauchenden Gegenüber endet: „Oh“.
Das Gegenüber ist dem Dichter das Publikum, das an dieser Stelle der Lesung erkennend auflachte, aber sicherlich auch die Malerin, mit der er sein Leben teilt: Den „Lichtfäden“ auf Hofler-Reschs Bildern entsprechen die „Wortfäden“ in einem seiner Gedichte, ihrer Reihe „begegnung wasser landsand“ Texte wie „Land…Meer“ und „Bevor ich abreise“, die von Blauheiten, weißer Gischt und Gezeiten sprechen und vom Sand, der sich „ins Wasserbare“ legt.
Noch stärker als thematische Parallelen aber sind die Entsprechungen in der Herangehensweise des Künstlerpaars zu bemerken, im Versuch, „das Leben, so wie es ist und so wie es zu spüren ist, in zarten lyrischen Bildern fühlbar zu machen“, wie es Josef Wittmann formulierte. Die Leere als Offenheit zu begreifen, dem Moment zu vertrauen und den eigenen Impulsen, Intuitionen und Visionen zu folgen, beschreiben beide als Basis ihres Schaffens, das nach diesem intuitiven Einstieg aber immer auch in sehr genauer, reflektierter Perfektionierung besteht.
Begleitet und kontrapunktiert wurde Günther Reschs Vortrag von Josef Irgmaier, der am Akkordeon ebenso einfühlsam wie fantasievoll auf dessen Lyrik und auf die ausgestellten Werke musikalisch antwortete. Langsam an- und abschwellende breite Akkorde, vereinzelt verwehte Klänge in viel dem Instrument hörbar entweichender Luft, ein zitternd sich selbst vergewissernder hoher Ton, aber auch ein tänzerisch-beschwingtes Zitat – wie schon so oft verwandelte der Komponist sich Altvertrautes verfremdend an und erfand in nach-spürender Improvisation musikalische Repliken und Entsprechungen zu Wort und Bild.
Die kleine, feine Ausstellung ist noch bis 22. Dezember immer freitags, samstags und sonntags von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Finissage ist am Freitag, den 22.12., um 19 Uhr, wenn Luise Wittmann wie jedes Jahr zu „Bossa, Jazz und Frohe Weihnacht“ mit Bernadette und Josef Irgmaier ins Zollhäusl lädt.
Dreizehn Werke aus den Reihen „unter wasser“, „wasserlich“ und „light threads“ sind an einer Wand der Galerie sorgsam zu einem starken Gesamteindruck komponiert.
Für die besondere Struktur der Reihe „begegnung wasser landsand“ hat Susanne Hofler-Resch auch Lärchenasche verwendet.
Zu den Künstlern:
Die studierte Psychologin Susanne Hofler-Resch ist ausgebildete Tanzpädagogin, tiefenpsychologisch-körperorientierte Psychotherapeutin und Lehrerin für authentic movement. Seit 1999 arbeitet sie vermehrt bildnerisch, lernte an der Internationalen Sommerakademie Salzburg für Bildende Kunst (Malerei, Installation, Objekt) und am Mozarteum Salzburg (Keramik). Ausstellungen in Österreich, Deutschland und Italien seit 2000, Mitglied im Kunstverein Salzburg und in der Burghauser Künstlergruppe „die burg“.
Günther Resch war Betriebselektriker, lernte Sozialarbeit, baute einen Naturkostladen auf, leitete ein Seminarzentrum und wirkte als Lebensberater, ehe er sich zum akademischen Supervisor und zum Traumatherapeuten ausbilden ließ. Parallel Lehrgang an der Literaturakademie Leonding, Veröffentlichungen: „Vom Verlust der Leere“ (Roman, Verlag am Rande 2020), „Ihr Blick“ (Kurzgeschichte, in: „Andere Liebe“, Autorenhausverlag 2016) und „Barfuß gegangen / Brombeerpfade in mir“ (Gedichte, 2023).
Das Künstlerpaar lebt und arbeitet in Salzburg und Ach.
Dieser Artikel ist auch erschienen bei www.schaurein-online.de
Mit viel Engagement und privater Initiative bietet Luise Wittmann, die Galeristin im alten Zollhäusl, noch in diesem Jahr ein sehens- und hörenswertes Kulturprogramm.
Es beginnt mit einer „Kleinen Werkschau“ von Walter Effenberger (1946 – 2010). Den Künstler kannte Luise Wittmann aufgrund ihrer Arbeit als Krankenschwester. Als sie mit seinem Sohn, dem Musiker Marco Effenberger bekannt wurde, beschloss sie, aus dem Nachlass eine Werkschau zu zeigen:
Walter Effenberger – Kleine Werkschau
Vernissage: 03. November 2023, 19:00 Uhr
Geöffnet 03.-05. und 10.-12. November, jeweils 16:00 bis 19:00 Uhr
Aus dem umfangreichen künstlerischen Nachlass mit den verschiedenen kreativen Phasen des Künstlers traf Marco Effenberger die Auswahl zu einer „Kleinen Werkschau“. Er wird auch die Vernissage gestalten und musikalisch prägen.
Im Dezember folgt dann die Ausstellung von Werken der Malerin Susanne Hofler-Resch, die mit einer Lesung ihres Ehemanns, Günther Resch, eröffnet wird:
Susanne Hofler-Resch – Institutio, Bilder und Worte
Günther Resch – Lesung aus „Verlust der Leere“
Vernissage 08. Dezember 2023, 19:00 Uhr
Geöffnet 08.-10. und 15.-17. Dezember 2023 jeweils 16:00 bis 19:00 Uhr sowie 20. Dez. 2023 19:00 Uhr
Zum Abschluss des Ausstellungsjahres findet wieder ein Konzert mit Bernadette und Josef Irgmaier statt. Der Titel „Bossa, Jazz und frohe Weihnacht“ ist nicht neu, aber im reichhaltigen Programm an Chansons, Liedern und Instrumentalstücken sind vielen Überraschungen und Neuheiten neben altbewährten Publikumslieblingen enthalten. Das Konzert ist zugleich Finissage der Ausstellung „Institutio“.
Bernadette und Josef Irgmaier, „Bossa, Jazz und frohe Weihnacht“
Freitag, 22. Dezember 2023, 19:00 Uhr
Malerei · Fotografie – Kleine Werkschau
Vernissage: Freitag 3. November
Aussstellung geöffnet: 3.-5. und 10.-12. November
16:00-19:00 Uhr
In Luise Wittmanns kleiner Galerie im alten Zollhäusl an der Salzachbrücke findet vom 15. bis 23. Juli 2023 eine Ausstellung von Fotografien von Agelinde Scholl statt. Ihre Bilder zeigen das Kleine in groß. Damit fängt Agelinde Scholl das stille Leben der Natur und das bunte Leben im Spiegel ein – es sind keine Stillleben im Sinne der Kunst-Tradition, sondern Ausschnitte der alltäglichen Wahrnehmung, die leicht übersehen werden, obwohl sie in ihrer eigenwilligen Schönheit bemerkenswert sind.
Die Ausstellung beginnt mit einer Vernissage am Samstag, 15. Juli um 19:00 Uhr. Jürgen Geers wird das Werk und die Künstlerin vorstellen; er tut das auf seine kritisch-literarische Weise, die für sich ein hörenswertes Kunststück ist. Den musikalischen Rahmen dazu steuern Josef und Bernadette Irgmaier mit einem auf den Vortrag abgestimmten Programm bei. Wie immer im Zollhäusl werden dazu auch Getränke und kulinarische Kleinigkeiten bereitgestellt.
Die Ausstellung ist auch am Sonntag, 16. Juli zu sehen und in der Folgewoche von Donnerstag 20. bis Sonntag 23. Juli, jeweils von 16:00 bis 19:00 Uhr geöffnet. Wer die Öffnungszeiten nicht wahrnehmen kann, darf sich auch telefonisch an Agelinde Scholl wenden, um eine Sonderführung zu erhalten.
Titelbild: Der Musiker (Josef Irgmaier), die Malerin (Luise Wittmann) und der Dichter (Siegfried Völlger)
Buchvorstellung, Vernissage und Hauskonzert in einem: Am Freitagabend startete die Tittmoninger Galerie im Zollhäusl mit einem künstlerischen Dreiklang in die neue Ausstellungssaison. Vor dicht gefüllten Reihen präsentierte Siegfried Völlger seinen druckfrischen Gedichtband Gespräch mit dem Wal und Freunden zwischen einer „ausWal“ neuer Bilder der Malerin und Galeristin Luise Wittmann. Musikalisch akzentuiert wurde die Lesung von Josef Irgmaier.
Anlass und Ausgangspunkt des Abends war Völlgers soeben erschienene Gedichtsammlung aus siebenmal sieben Gedichten, einem fünf Texte umfassenden „Nachtmuseum“-Zyklus sowie einer Reihe, die den Botanischen Garten in Augsburg zum Thema hat. Doch auch aus seinem 2021 während des Lockdowns und deshalb weitgehend unbeachtet erschienenen Band Pilzfreund Bielers Posaune trug der Autor einige Gedichte vor. Zumeist Miniaturen, extrem verdichtet, oft mit leisem Humor pointiert, gelegentlich aber auch überraschend abbrechend mit offenem Schluss, sind seine Texte Momentaufnahmen aus dem Leben eines hellwach Wahrnehmenden und tiefgründige Betrachtungen über zentrale, auch über abwegigere Fragen des Lebens. „Achten Sie darauf, wie in den Sätzen, Fragmenten, Brüchen unsere Gegenwart aufs Minimale konzentriert und der Innenwelt gegenübergestellt wird“, hatte Josef Wittmann in seiner Einführung dem Publikum geraten.
Beide Bücher zieren Titelbilder von Luise Wittmann. Völlger, den eine jahrzehntelange Freundschaft mit der Malerin verbindet und der sich selbst als Fan ihrer Bilder bezeichnet, hatte sich gewünscht, seine Buchvorstellung im Zollhäusl zwischen ihren Werken abhalten zu dürfen. So war der Abend zugleich Eröffnung einer Ausstellung mit jüngeren Gemälden, Zeichnungen und Grafiken von Luise Wittmann. Im Eingangsbereich sind unter anderem die Originale der beiden Buchcovers zu sehen, die Lesung fand gegenüber einer Reihe farbig akzentuierter Kleinformate statt, für die Wittmann sich von Völlgers Gedichten hatte inspirieren lassen. Im Untergeschoss findet man auch schwerere „Kost“ in düsteren Tönen und Blutrot: vielfältig wie das Leben und unkonventionell wie der Titel auch diese „ausWAL“.
Vor viereinhalb Jahren hatte der im Bayerischen Wald geborene, in Augsburg lebende Lyriker seinen ersten eigenen Gedichtband an selber Stelle vorgestellt, schon damals begleitet vom Tittmoninger Josef Irgmaier am Klavier. Auch diesmal machten der Dichter und der Komponist/Pianist den Abend zu einer Art Jam Session aus Text und Musik. Irgmaiers Kompositionen, auch sie zumeist im Miniaturformat, augenzwinkernd und oft mit offenem Ende, nahmen Themen, Stimmungen, Strukturen aus Völlgers Gedichten auf und übersetzten sie in die andere Kunstgattung. Das scheinbar Vertraute immer wieder ungewohnt beleuchten, neu entdecken, anders denken, frisch sehen – das scheint die beiden Vortragenden des Abends zu verbinden.
Bei der Beschreibung des Verbindenden zwischen der Arbeit aller drei Künstler*innen war Josef Wittmann in seiner Einführung noch weiter gegangen. Nach einer kurzen Vorstellung des Dichters, der Malerin und des Musikers mit ihren äußerst unterschiedlichen, jeweils alles andere als geradlinigen Biografien, hatte er mit der von ihm selbst als „dreist“ bezeichneten These geendet, alle drei betrieben auf je eigene Weise „art informel“, also „eine Kunst, die über alles konkret wie gefühlsmäßig Vorhandene hinausgeht“. Unabhängig von einer solchen Zu- und Einordnung war für das Publikum des Abends jedenfalls spürbar, dass hier drei KünstlerInnen lustvoll „die Grenzen des Erfahrbaren“ ausloten.
Völlger und Irgmaier nahmen die Zuhörerschaft in der einstündigen Lesung mit Musik ganz selbstverständlich vertraut mit auf diese Reise. Im Plauderton verwob der Dichter Informationen zur Entstehung seiner Texte mit unprätentiös vorgetragenen Gedichten, deren überraschende Bilder und pointierte Kompositionen immer wieder Gelächter hervorriefen, deren Rätselhaftigkeit aber gelegentlich auch ratlos machte. Ernst und Bitterkeit einiger Texte ließen das Publikum allerdings auch betroffen schweigen und schienen gelegentlich den Vortragenden selbst zu überraschen. In manchen der autobiografischen Motive und sehr persönlichen Erinnerungsbilder schließlich waren Spuren der befreundeten Wittmanns zu entdecken.
Josef Irgmaier streute seine im Vorfeld auf Basis der Völlgerschen Lyrik entstandenen musikalischen Miniaturen von Klassik bis Blues spontan reagierend ein und setzte damit Nachhall, Kommentar oder Kontrapunkt zu Völlgers Vortrag. Schön zu sehen war die gespannte Aufmerksamkeit des je anderen beim Warten auf seinen neuerlichen Einsatz, das gegenseitige Wahrnehmen und Reagieren. Gemeinsam mit dem Publikum beobachtete Luise Wittmann die beiden dabei vor dem Hintergrund ihrer eigenen Bilder und lud anschließend als Galeristin noch zum Beisammensein vor und im Zollhäusl. Ein beglückender Abend, den Siegfried Völlger mit der Zugabe „lebensgeschichte“ aus Pilzfreund Bielers Posaune beschloss: „niederlagen / aber immer / glück gehabt“.
Siegfried Völlgers Lyrikbände Pilzfreund Bielers Posaune (2021) und Gespräch mit dem Wal und Freunden (2023) sind im Verlag edition offenes feld, Dortmund, erschienen. Die Ausstellung ausWal mit Werken von Luise Wittmann in der Galerie im Zollhäusl Tittmoning ist bis 20. Mai immer von Donnerstag bis Samstag zwischen 16 und 19 Uhr geöffnet.
Dr. Gerda Poschmann-Reichenau