Mit einer bestens besuchten Vernissage unter freiem Himmel begann die Ausstellung „Heimatfarben – Farbenheimat“ von Sylwia Komperda in der Tittmoninger Galerie im Zollhäusl. Zumeist spürbar von Landschaft und Gärten inspiriert, tendiert ihre Malerei zum freien Spiel mit der reinen Farbe.
Mit leuchtend bunten Bildern zwischen Impression, Abstraktion und reiner Farbigkeit kehrt Sylwia Komperda zurück ins heimatliche Tittmoning. Mit den Eltern in den Achtziger Jahren aus dem polnischen Wadowice gekommen, hat sie in Wiesmühl und Törring gewohnt, ist in Traunstein zur Schule gegangen und war in Kay als Zahntechnikerin beschäftigt. Seit gut zehn Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Farbmalerei. Sie hat an der Akademie in Bad Reichenhall bei Jerry Zeniuk studiert und in Kolbermoor den Meister in Farbmalerei erworben.
Mittlerweile lebt sie in Freilassing und ist Mutter zweier Kinder. Für ihren Brotberuf bedeutet das eine Auszeit im Mutterschutz. In der Kunst aber macht sie keine Pause – es verschieben sich höchstens die Arbeitszeiten. „Ich arbeite gerne nachts“, sagt sie. So leicht und luftig die meisten ihrer Bilder wirken, manchmal sei es ein richtiger Kampf, bis in der Komposition alles stimme. „Dann muss ich ein Bild auch mal stehenlassen, bis es weitergeht. Ich habe eigentlich immer mehrere Werke gleichzeitig in Bearbeitung.“ An manchen arbeitet sie mehrere Wochen, ja Monate lang. Ganz wenige entstehen auch an einem Stück, innerhalb eines Tages.
Strahlende Farbkompositionen
Auf dem engen Raum von Luise Wittmanns kleiner Galerie an der Salzachbrücke präsentiert Sylwia Komperda durch geschickte Hängung einen reichen Reigen zumeist strahlender kleinerer und großformatiger Farbkompositionen, in denen sie sämtliche Möglichkeiten und Erscheinungsformen der Ölmalerei auslotet. Leuchtender Glanz und matte Farbe, wild bewegter Strich und ruhig gesetzte Fläche, durchscheinender Grund und pastos-plastisches Relief, horizontale Schwere und bewegte Vertikale – jedes Bild hat seine eigenen Gesetze, seinen eigenen Rhythmus und vor allem seine ganz eigenen Farbklänge. Blumenbeete und Landschaften sind zu erahnen hinter den Farbflächen und -strichen, ganz selten auch ein Tier oder eine menschliche Figur. Worauf es ankommt aber, was zum Betrachtenden spricht, sind die meisterhaft in Farben übersetzten Gefühle und Schwingungen, die Natureindrücke auslösen.
In Form und Farbe bringen, was uns bewegt
Wie Josef Wittmann in seiner kurzen Einführung darlegte, ist es das Wesen der Kunst, nicht abzubilden, was „eh schon da“ ist, sondern vielmehr, „uns etwas zu zeigen, was wir im Alltag gewöhnt sind zu übersehen.“ Den Heimatbegriff aus dem Titel fasste er weit: Nicht nur als Landschaft, in der man sich wohlfühlt, sondern auch als ein Zusammenwirken von Eindrücken, die den Menschen formen und denen er vertraut.“ Farbmalerei könne das Wesentliche, was uns bewege, in Formen und Farben bringen.
Universell wie die Klänge der Farben sprechen auch die Klänge der Musik zu den Menschen. Ausgehend vom Thema „Heimat“ hatte der junge peruanische Gitarrist Ivan Ramirez, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, zur Vernissage Kompositionen aus Kuba von Leo Brouwer und aus Mexiko von Manuel Ponce mitgebracht, aber auch Carcassi und Bach – vielfältig wie das, was Menschen unter Heimat verstehen.
Die zahlreich erschienen Vernissagengäste lauschten gerne den sanften Klängen seiner Gitarre, wobei die vorbeifahrenden Pkws den Kunstgenuss leider schmälerten. Aber drinnen in der Galerie hätten sie gar nicht alle Platz gehabt. Das Wetter hielt, und so konnte man sich nach Ende der Eröffnung verteilen, drinnen die Werke betrachten, draußen ein Gläschen trinken und plaudern. Wieder eine gelungene Vernissage im Zollhäusl!
Die Ausstellung ist bis 28. Juli immer am Freitag, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet – also auch beim Stadtfest am 27. Juli.